11. November 1846
„Am 11. November 1846, also 13 Jahre nach der Gründung des Männergesangverein, wurde mit einem Mitgliedstand von 250 der zunächst als Lesezirkel gedachte Leseverein ins Leben gerufen. Dieser Verein stellte sich die sicher ehrlich und gut gemeinte Aufgabe, mit seiner 158 Bände umfassenden Bibliothek die geistige und moralische Ertüchtigung der Reutlinger Bevölkerung zu pflegen. Der Erfolg blieb auch nicht aus, denn schon im Jahre 1848 zählte der Leseverein etwa 700 Mitglieder. Wie die alten Vereinsbücher nachweisen, waren auch hier die Gründer des Vereins angesehene Bürger der guten Stadt Reutlingen. Männer wie Sprachlehrer J. Kurtz, Johs. Kiesner, Kappenmacher Zwißler und Fritz Hummel […]. Ein Chor von zunächst etwa 50 Sängern unter der Stabführung des ersten Chormeister Hablitzel erfreute von nun an die etwa 220 Mitglieder des Lesevereins mit ihren Liedern. Wiewohl auch dieser neugebackene Gesangverein in den ersten Jahren seines Bestehens nicht sonderlich Glück beim Preissingen hatte, konnte er jedoch später nacheinander bei verschiedenen Liederfesten zu Ehren kommen. Dass es aber den Lesevereinlern sehr darum zu tun war, ihr Können und Wollen unter Beweis zu stellen, davon zeugen die zahlreichen Erinnerungsmedaillen an die verschiedenen deutsche Sängerfeste in Wien, Graz und Breslau, welche heute eine Zierde an der Fahne der Reutlinger Liedertafel sind. Doch auch in volksbildender und gesellschaftlicher Beziehung stand der Leseverein dem Männergesangverein in keiner Weise nach. Gleich ihm veranstaltete er künstlerisch hochstehende Konzerte und vereinsinterne Feierlichkeiten, die dazu beitrugen, das Fundament der späteren Reutlinger Liedertafel zu festigen.“
Feuerwehr und Turnverein
„[Darüber hinaus] sei auch erwähnt, dass der Leseverein im Jahre 1847 Anlass zur Gründung der Reutlinger Freiwilligen Feuerwehr gab. Es war an jenem Tage, als die Viklin’sche Färberei am damaligen Hundsgraben, der heutigen Seestraße, in Flammen aufging. Die gerade bei einer Sitzung versammelten Lesevereinler eilten geschlossen auf den Brandplatz und halfen durch fleißiges Feuerkübelbieten das Feuer löschen. Auch am Zustandekommen der Turngemeinde Reutlingen haben unsere Wackeren nachweisbar mitgeholfen.“