27. Juni 1911
„Sowohl der Männergesangverein als auch Leseverein schritten beide Seite an Seite durch den ersten Teil des Jahrhunderts und hatten gemeinsam das Bestreben, volkserzieherisch zu wirken durch Pflege des deutschen Liedes und des deutschen Männergesangs. Beide Vereine waren demnach in Bezug auf Leistungsfähigkeit als gleichwertig anzusehen, doch zeigte sich im Verlauf der letzten Jahre ihres Bestehens als Einzelvereine eine verstärkte Neigung zum Zusammenschluss. So wurde auf den 27. Juni 1911 eine Zusammenkunft im Saale des Marchtalerhofs vereinbart, wobei sehr viel über die Möglichkeit des Zusammengehens zu einem großen Verein gesprochen wurde. Das Ergebnis dieser Versammlung war denn auch der Zusammenschluss des Männergesangvereins und des Lesevereins zur Reutlinger Liedertafel. Die Direktion des nunmehr recht leistungsfähigen Chores übernahm Herr Hauptlehrer Löffelhardt, der dieses Amt auch verschiedene Jahre hindurch bekleidete. Am 9. Dezember 1911 wurde die Reutlinger Liedertafel als zweitgrößter Gesangverein in Reutlingen ins Vereinsregister eingetragen. Dass das Zusammengeben der beiden Vereine eine kluge Tat war, haben die nachfolgenden Jahre zur Genüge bewiesen. Schon am 22./23. Juni 1913 konnte sich die Reutlinger Liedertafel beim Schwäbischen Sängerfest in Tübingen einen 2. Preis holen. Die bei dem Besuch des Deutschen Sängerfestes in Nürnberg gesammelten Erfahrungen trugen wesentlich dazu bei, der Reutlinger Liedertafel das Ansehen zu geben, auf das sie kraft ihres verhältnismäßig hohen Mitgliedstandes Anspruch hatte.“