13. Mai 1938
Aus dem Reutlinger Tagblatt (14. Mai 1938)
„Der Reutlinger Lindenbrunnen hätte, wäre ihm dies möglich gewesen, in die lange Reihe historischer Geschehnisse, deren Zeuge er je und je gewesen ist, gestern Abend ein weiteres buchen können. Mit „Grüß Gott, mit hellem Klang“ empfing die Reutlinger Liedertafel, vor ihm aufgestellt, die Sänger der Reutlinger Konkordia, um sie damit willkommen zu heißen in der neuen Sängervereinigung, die symbolisch als vollzogen sofort gekennzeichnet wurde durch das gemeinschaftliche Bekenntnis zum deutschen Lied im Wahlspruch des Schwäbischen Sängerbundes: „Das Herz voll Lieder froh und frei! Dem deutschen Liede ewig treu!“
Aus dem Reutlinger Generalanzeiger (14. Mai 1938)
„In der gestern Abend in der „Harmonie“ abgehaltenen Hauptversammlung der Reutlinger Liedertafel und der Concordia, der 185 aktive Sänger beiwohnten, sprach man sich einmütig für den Zusammenschluss beider Vereine aus, die nunmehr in einer großen Gemeinschaft unter dem Namen „Chorgemeinschaft Liedertafel-Concordia 1833“ weiterbestehen werden, gefestigt durch eine über Jahre alte Tradition, die das Fundament für die künftigen Leistungen sein wird. Dieser von echter Sängerfreundschaft getragene Beschluss ist ein begrüßenswerter Schritt zur weiteren erfolgreichen Pflege des deutschen Liedes in unserer Stadt […]. Schon der Auftakt zu dieser wichtigen Versammlung war ein herzlicher. Vor der „Harmonie“ hatten die Sänger der Reutlinger Liedertafel mit ihrer Fahne Aufstellung genommen, um die Sangesbrüder der Concordia, die an ihrem seitherigen Vereinslokal angetreten waren und mit wehender Fahne durch die Wilhelmstraße marschierten, mit dem Deutschen Sängergruß zu begrüßen. Die Versammlung selbst, die der Vorstand der Reutlinger Liedertafel, Paul Rein, eröffnete, nahm einen recht harmonischen Verlauf, was hier besonders herausgestellt sein soll […]. Paul Rein gab kurz den Zweck der Versammlung bekannt, die die Auflösung beider Vereine beschließen und den Zusammenschluss zu einer neuen großen Chorgemeinschaft befürworten sollte, in der das deutsche Lied auf breiterer Basis gepflegt werden könne […]. Was schon lange den Sängern vorschwebte, sollte nun Wirklichkeit werden. Gemeinsam wollen Liedertafel und Concordia in die Zukunft schreiten…“
„Im Mai vorigen Jahres haben sich die Gesangvereine Liedertafel und Concordia zu einer Chorgemeinschaft von etwa 200 Sängern zusammengeschlossen. Die Leitung wurde damals dem bekannten Komponisten und Chormeister Hugo Herrmann, Stuttgart, übertragen. Von Anfang an zeigte sich in den Reihen der Chorgemeinschaft ein überraschender, kameradschaftlicher Geist, der die Grundlage zur musikalischen Verschmelzung des Chores bilden konnte. Es ist oft leichter, mehrere Chöre zusammenzulegen, als sie auf der nötigen musikalischen Höhe und Leistungsfähigkeit zu erhalten. So war der Chorgemeinschaft eine schwere Aufgabe gestellt, unter den Chören Reutlingens nicht nur der größte zu sein, sondern dieser Größe würdig auch die Leistung zu steigern. Jetzt will der Chor am 19. März in der Friedrich-List-Halle in Reutlingen sein erstes Konzert veranstalten, wobei er in a-cappella-Gesängen sein Können unter Beweis stellen will. Es kommen „Deutsche Lieder und Balladen“ aus alten und neuer Zeit zur Aufführung.“